Von Lino
Fiesta, Fiesta Mexicana
Bald schon wird es hell, denn der Morgen ist nah
Und ich küsse Carmen Sita
Denn ich weiß, die Stunde des Abschieds ist da
Weine nicht, muß ich auch geh‘n
Weil wir uns ja wiederseh‘n
Bei einer Fiesta, Fiesta Mexicana
Dann wird alles wieder so schön, wie es mal warHOSSA!
Rex Gildo – Fiesta Mexicana
„Bitte küssen sie keine MexikanerInnen!“ Das ist mit das Erste, was wir lesen, als wir am Flughafen in Mexiko City ankommen. Was der verstorbene Rex Gildo in einer hypnotischen Mischung aus Mariachi-Trompeten und einem alptraumhaften Mitklatsch-Refrain besang, soll uns hier also verwehrt bleiben? Wenn man dem Schild glauben schenken darf, ist diese Maßnahme notwendig um eine Influenza einzudämmen. Wenn man einem betrunken Mexikaner Glauben schenkt, ist diese Influenza eine Erfindung der USA, respektive deren Pharma-Lobby. Und außerdem, wenn nach 10 Tequila noch irgendwelche Viren im Körper überlebt haben, ist die Menschheit sowieso verloren. Also kann man auch gleich noch einen 11. bestellen. HOSSA!
Wir sind im letzten Land dieser Tournee angekommen, wir sind wieder in Mexiko. Unsere letzten drei Wochen verbringen wir hier, und der Start ist natürlich in D.F., im Distrito Federal, einer der größten Metropolregionen der Erde. Wer etwas mehr über diese Stadt erfahren will, dem sei mein Blogeintrag vom letzten Jahr ans Herz gelegt (https://artiges.wordpress.com/2013/03/16/wo-die-wilden-lektorinnen-wohnen-in-mexiko/). Diesmal ist es keine Konferenz, die uns hier her geholt hat, sondern das Goethe-Institut, auf dessen Einladung wir Workshops und Fortbildungen geben. Und auf dessen Einladung wir eine Show spielen, in einem Saal, mit dem wohl coolsten Licht-Equipment der ganzen Tournee. D.F. macht es uns leicht, uns wieder neu in diese Stadt zu verlieben: Wir sind wieder in der Colonia Roma untergebracht, einem Viertel, in welchem das Hisptertum quasi zu Religion erhoben wird. Allerdings nicht im selben Hotel, in dem wir vor einem Jahr untergebracht waren, denn der Geist Montezumas soll immer noch dort herumspuken, und wir wollten keine schlafenden Hunde wecken. Unsere alten Freunde aus dem Goethe waren nur noch zum Teil da: Benjamin The Master of Light und Nils The only Punk with a Ph.D. haben es leider im Strudel der Arbeitsplatzpolitik nach Europa und Afrika verschlagen. Doch Charlie The Schlotte, Maru The Captain und Franka The Voice of Joy waren immer noch da und haben uns viele unvergessliche und leicht angeschwippste Stunden geschenkt! Aber wir hatten auch noch Zeit neue Freunde zu finden, und die hatten es wirklich in sich: Complot/Escena, eine auf dem ganzen Kontinent bekannte mexikanische Improgruppe, hat sich unfassbar toll um uns gekümmert. Wir durften 20 Stunden nach unserer Ankunft und 2 Stunden nachdem wir uns kennengelernt hatten eine Show mit ihnen spielen. Es war der Hammer, vielen, vielen Dank.
Unsere nächste Station war Guadalajara, die zweit größte Stadt nordwestlich von D.F. Eine wunderschöne Stadt mit einem tollen historischen Stadtkern und einem Hotel, das der Hofburg Konkurrenz macht in Sachen Opulenz und Flair. Die Reise von D.F. dorthin ist allerdings ziemlich erwähnungswürdig: Das Transportmittel unserer Wahl war der Bus. Sechs Stunden Fahrt. Aber dieser Bus war kein normaler Bus: Stellt euch die First Class in einem sehr teuren Flieger vor und setzt das ganze auf sechs Räder und ihr habt eine ungefähre Ahnung, wie wir gereist sind. Parkettboden, Sitze wie Massagesessel, sie sich fast komplett horizontal stellen ließen (natürlich elektrisch) und ein persönlicher Video-Bildschirm mit dutzenden von Filmen! Wenn sich die Wiener-Linien daran ein Beispiel nehmen würden, der 13A wär um einiges entspannter. Unsere Show war dieser Gigantomanie ebenbürtig, denn wir spielten vor dem wohl größten Publikum unserer künstlerischen Laufbahn. Über 400 Menschen im Publikum und 4 artige auf der Bühne! Hell, yeah!
Und danke an Klaus, Markus, Alex und all die anderen, die uns gezeigt haben, was ein Deutsch-Stammtisch in einer irischen Bar in einer mexikanischen Gr0ßstadt so alles anstellen kann. Und noch mal einen besonderen Dank an Alex (ein anderer, nicht unser Wahl-Argentinier), der uns die wohl beste Kneipe in ganz Mexiko gezeigt hat, die „Cantina“ La Fuente! Wenn man als Europäer irgendeine Vorstellung von einer mexikansichen Kneipe hat, dann ist es diese hier: Ein riesiger Raum mit hohen Decken, vollgestellt mit einfachen Stühlen und Tischen. In der Mitte ein uraltes Klavier. An der Bar bekommt man 5 verschiede Sorten Bier und 40 verschiedene Sorten Tequila. Sonst nichts! Es ist gerammelt voll mit Menschen. Teenager sitzen neben uralten Mexikanern mit Hüten, Geschäftsfrauen im Businessdress neben alten Frauen ohne Zähne im Mund aber mit 10 leeren Tequilagläsern vor sich. Und dann, wenn man gerade herausgefunden hat, dass der Typ neben einem sich unsterblich in dich verliebt hat, weil du ihn an seinen Ex-Freund erinnerst, ja dann kommt eine 10 Mann starke Mariachi-Band in den Saal gelaufen, und fängt an Lieder zu spielen, die jeder und jede in dem Saal mitsingen kann.
Von Guadalajara geht es nun im Flugzeug nach Monterrey, der dritt größten Stadt, und dann ist unsere Tournee auch schon fast wieder vorbei. Doch es wartet noch ein kleines spannendes Gusto-Stückerl auf euch. Seid gespannt!
Hasta Luego!